Die Auslöschung der Mary Shelley
"Das Thermometer des Wagens, den sie am Rande des Canyons abstellte, zeigte einunddreißig Grad."
Verlag: Blink Books - 315 Seiten - ISBN: 3958370039 - Veröffentlichung: 30. September 2014
Klappentext
2014
Kalifornien. Powell Ltd. hat im Auftrag der NSA den ersten Quantencomputer der
Welt gebaut. Von nun an kann jede Äußerung, jede Aktion eines jeden Menschen
bespitzelt werden. Die 28-jährige Mary Shelley gehört zwar zum geheimen
Entwickler-Team, aber sie verfolgt eine andere Mission. Der Computer soll nicht
die Bevölkerung ausspionieren, sondern Verbrechen und Gewalt verhindern. Denn
davon hat Mary selbst zu viel erlebt, damals als ihre Eltern ermordet wurden.
Doch damit der Computer das moralische Gewissen des Internets werden kann, muss
sie etwas ermöglichen, das ihn menschenähnlich macht: Lernen. Daran arbeitet
sie Tag und Nacht. Doch als es ihr endlich gelingt, gerät ihr eigener Plan
außer Kontrolle. Der Computer wird zu einem unberechenbaren Jäger.
Frankensteins Monster emanzipiert sich von seiner Schöpferin und hinterlässt
eine Blutspur, auf dem Weg in eine neue Welt…
Meine Meinung
Passend in
die Zeiten von Edward Snowden und NSA-Abhörskandalen kommt dieses Buch daher
und führt uns zwei Dinge vor Augen, nämlich wie gläsern wir bereits sind und
dass ein Fortschritt von künstlicher Intelligenz und Computern nicht nur Segen,
sondern auch Fluch bedeuten kann. Und nein, ich schäme mich nicht, diesen
abgedroschenen „Fluch-oder-Segen“-Vergleich zu nutzen. Denn genau das ist es.
"Jede Katastrophe beginnt mit einer guten Absicht."
Hierbei
erinnert mich das Buch immer wieder an Werke wie „Frankenstein“ (geschrieben
von Mary Shelley..), „I, robot“, „Transcandence“ und vor allem in
dystopischer Sicht an „Matrix“, schließlich könnte so eine Zukunft aussehen,
wenn die Roboter mal die Welt beherrschen. Der Kampf Mensch gegen Maschine
scheint allgegenwertig.
Zuerst hatte
ich ein paar Probleme mit dem Sprachstil, weil er mir ein bisschen, naja, zu
cool oder effekthascherisch war, aber im Laufe der Geschichte habe ich mich daran
gewöhnt und das Buch ist grundsätzlich einfach und schnell zu lesen.
Das Szenario,
das Buhl erschafft, ist erschreckend. Wenn man sich mal Gedanken darüber macht,
wie einfach es ist, Informationen über alles Mögliche zu erhalten oder Personen
zu lokalisieren, beginnend bei Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte, GPS im
Handy.. Offline ist niemand mehr unterwegs in unseren Zeiten. Das muss nichts
schlechtes sein, aber sollte mal ein Computer mit seinem ganzen Internetwissen
versuchen, die Menschen zu bekehren und negative Eigenschaften auszumerzen,
dann sollten wir alle unsere Handys wegschmeißen und alle Kabel aus den
Steckdosenleisten ziehen. Ich bin grundsätzlich kein Freund von konspirativen
Ideen, aber mittlerweile scheint alles möglich zu sein. Ideen, wie ein
Quantencomputer umgesetzt werden könnte, gibt es anscheinend.
"Die Agency hat die Kubakrise verschlafen, die miese Wirtschaftslage im Ostblock nicht mitbekommen, das Ende des Kalten Krieges genauso verpennt wie den Überfall des Irak auf Kuweit. Sogar 9/11 hat sie überrascht."
Das Ende ist
gelungen und lässt reichlich Platz für Interpretationen. Zum Glück lese ich das
Buch und kein E-Book, sonst hätte mich Victor schon durchschaut.
Fazit
Das Buch ist
grundsätzlich nicht schlecht, aber es fehlt ein bisschen an Kreativität. Es
wirkt, als wäre alles schon einmal da gewesen und Buhl hat alles verquirlt zu seinem eigenen Werk. Dazu kommt, dass der Verlauf der Geschichte ein bisschen vorhersehbar
ist. Die Figuren finde ich unsympathisch, vielleicht weil außer Mary alle
Figuren nur sehr grob beschrieben werden.
Die zwei großen
Pluspunkte der Geschichte sind ganz klar die Aktualität der Story, die kaum von
der Hand zu weisen ist. Kriege werden anscheinend in Zukunft nur noch online
geführt (hallo „Stromausfall“ in Nordkorea und hallo Hackerangriffe auf
Regierungen), Menschen „nur“ noch von Drohnen getötet.
Hinzu kommt, dass uns als Lesern noch einmal vor Augen geführt wird, wie abhängig wir vom ganzen technischen Schnick-Schnack in unserem Alltag sind.
Tipp: Unbedingt die Danksagung lesen.
Beste Dank an Blink Books
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