Dienstag, 30. Dezember 2014

 Die Auslöschung der Mary Shelley 

"Das Thermometer des Wagens, den sie am Rande des Canyons abstellte, zeigte einunddreißig Grad."

Verlag: Blink Books - 315 Seiten - ISBN: 3958370039 - Veröffentlichung: 30. September 2014

Klappentext

2014 Kalifornien. Powell Ltd. hat im Auftrag der NSA den ersten Quantencomputer der Welt gebaut. Von nun an kann jede Äußerung, jede Aktion eines jeden Menschen bespitzelt werden. Die 28-jährige Mary Shelley gehört zwar zum geheimen Entwickler-Team, aber sie verfolgt eine andere Mission. Der Computer soll nicht die Bevölkerung ausspionieren, sondern Verbrechen und Gewalt verhindern. Denn davon hat Mary selbst zu viel erlebt, damals als ihre Eltern ermordet wurden. Doch damit der Computer das moralische Gewissen des Internets werden kann, muss sie etwas ermöglichen, das ihn menschenähnlich macht: Lernen. Daran arbeitet sie Tag und Nacht. Doch als es ihr endlich gelingt, gerät ihr eigener Plan außer Kontrolle. Der Computer wird zu einem unberechenbaren Jäger. Frankensteins Monster emanzipiert sich von seiner Schöpferin und hinterlässt eine Blutspur, auf dem Weg in eine neue Welt…

Meine Meinung

Passend in die Zeiten von Edward Snowden und NSA-Abhörskandalen kommt dieses Buch daher und führt uns zwei Dinge vor Augen, nämlich wie gläsern wir bereits sind und dass ein Fortschritt von künstlicher Intelligenz und Computern nicht nur Segen, sondern auch Fluch bedeuten kann. Und nein, ich schäme mich nicht, diesen abgedroschenen „Fluch-oder-Segen“-Vergleich zu nutzen. Denn genau das ist es.

"Jede Katastrophe beginnt mit einer guten Absicht."

Hierbei erinnert mich das Buch immer wieder an Werke wie „Frankenstein“ (geschrieben von Mary Shelley..), „I, robot“, „Transcandence“ und vor allem in dystopischer Sicht an „Matrix“, schließlich könnte so eine Zukunft aussehen, wenn die Roboter mal die Welt beherrschen. Der Kampf Mensch gegen Maschine scheint allgegenwertig.
Zuerst hatte ich ein paar Probleme mit dem Sprachstil, weil er mir ein bisschen, naja, zu cool oder effekthascherisch war, aber im Laufe der Geschichte habe ich mich daran gewöhnt und das Buch ist grundsätzlich einfach und schnell zu lesen.
Das Szenario, das Buhl erschafft, ist erschreckend. Wenn man sich mal Gedanken darüber macht, wie einfach es ist, Informationen über alles Mögliche zu erhalten oder Personen zu lokalisieren, beginnend bei Zahlungen mit EC- oder Kreditkarte, GPS im Handy.. Offline ist niemand mehr unterwegs in unseren Zeiten. Das muss nichts schlechtes sein, aber sollte mal ein Computer mit seinem ganzen Internetwissen versuchen, die Menschen zu bekehren und negative Eigenschaften auszumerzen, dann sollten wir alle unsere Handys wegschmeißen und alle Kabel aus den Steckdosenleisten ziehen. Ich bin grundsätzlich kein Freund von konspirativen Ideen, aber mittlerweile scheint alles möglich zu sein. Ideen, wie ein Quantencomputer umgesetzt werden könnte, gibt es anscheinend. 

"Die Agency hat die Kubakrise verschlafen, die miese Wirtschaftslage im Ostblock nicht mitbekommen, das Ende des Kalten Krieges genauso verpennt wie den Überfall des Irak auf Kuweit. Sogar 9/11 hat sie überrascht."

Das Ende ist gelungen und lässt reichlich Platz für Interpretationen. Zum Glück lese ich das Buch und kein E-Book, sonst hätte mich Victor schon durchschaut. 

Fazit

Das Buch ist grundsätzlich nicht schlecht, aber es fehlt ein bisschen an Kreativität. Es wirkt, als wäre alles schon einmal da gewesen und Buhl hat alles verquirlt zu seinem eigenen Werk. Dazu kommt, dass der Verlauf der Geschichte ein bisschen vorhersehbar ist. Die Figuren finde ich unsympathisch, vielleicht weil außer Mary alle Figuren nur sehr grob beschrieben werden. 
Die zwei großen Pluspunkte der Geschichte sind ganz klar die Aktualität der Story, die kaum von der Hand zu weisen ist. Kriege werden anscheinend in Zukunft nur noch online geführt (hallo „Stromausfall“ in Nordkorea und hallo Hackerangriffe auf Regierungen), Menschen „nur“ noch von Drohnen getötet.
Hinzu kommt, dass uns als Lesern noch einmal vor Augen geführt wird, wie abhängig wir vom ganzen technischen Schnick-Schnack in unserem Alltag sind.
Tipp: Unbedingt die Danksagung lesen. 


Beste Dank an Blink Books



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