Donnerstag, 8. Januar 2015

Der katholische Bulle  

"Die Unruhen schufen nach einer Weile eine ganz eigene Ästhetik."

Verlag: Suhrkamp - 383 Seiten - ISBN: 3518465236 - Veröffentlichung: 14. Juli 2014 - Originaltitel: The cold cold ground - 1. Teil der "Sean-Duffy"- Reihe

Klappentext

Belfast befindet sich im Ausnahmezustand. Detective Sergeant Sean Duffy ist neu in der Stadt, und gleich bei seinem ersten Fall - die Suche nach einem Serienkiller - muss er sich ins Zentrum des Terrors begeben.

Meine Meinung

Was haben "Zurück in die Zukunft" mit dem Konflikt / Bürgerkrieg in Nordirland gemeinsam?? Na klar, den DeLoreon DMC 12. Den mit den schönen Flügeltüren. Nur, dass er in Nordirland keinen Fluxkompensator hat und folgerichtig nicht als Zeitmaschine genutzt wird, sondern hier lediglich vom Fließband läuft. #Funfact


"Der katholische Bulle" ist das erste Buch, das ich von Adrian McKinty gelesen habe und ich kann es kaum erwarten das nächste zu lesen - "Die Sirenen von Belfast", den zweiten Teil der Trilogie um Sean Duffy.
Das liegt zum einen am kniffligen Plot und zum anderen am Schreibstil des Autors. Vor allem aber auch aufgrund des Humors. Der Humor macht dieses Werk für mich besonders. Ich musste mich an so vielen Stellen beherrschen, nicht laut los zu lachen bzw. die Stellen den Menschen in meiner Umgebung zu rezitieren, dass ich unter der Rezension noch ein paar Beispiele zum besten geben werde. 

""Wieso hält sich jeder Idiot bei der Kriminalpolizei für einen verdammten Komiker?"" 

Sean Duffy, die Hauptrolle, ist eine coole Sau. Und genau so ist auch der Schreibstil. So mag ich es bei Krimis auch ganz gern. Flapsige Dialoge, Witze unter Kollegen, Gefluche und dadurch erst recht keine Langeweile. Nie. Selbst dann nicht, wenn es eigentlich gar nicht weiterzugehen scheint, weil Duffy ahnungslos ist, was die aufzuklärenden Morde angeht. 
Und als wäre das nicht schon Ärgernis genug für den Detective Sergeant, spielt die Geschichte auch noch in Nordirland im Jahre 1980, im Epizentrum des Terrors.
1980?? Was war denn da Besonderes?? Wenn ihr euch diese Frage stellt und Wörter wie "Sinn Fein", "IRA" oder "Nordirlandkonflikt" noch nie gehört habt, dann solltet ihr zumindest die Texte bei Wikipedia zu diesen Wörtern grob überfliegen. Das ist kein Muss, aber hilfreich.

"Kleine Kinder gingen am Revier vorbei und zeigten sich gegenseitig, wie man am besten einen Molotowcocktail über den Zaun warf."

Wie die Situation zu diesem Zeitpunkt in Nordirland, genauer gesagt in Carrickfergus (Handlungsort) war, das weiß wahrscheinlich kaum jemand besser als Adrian McKinty, schließlich ist er in ebendiesem Ort aufgewachsen.
Die Darstellung der Umgebung und der Lebensumstände sind umso realistischer. Entsprechend klare Worte findet McKinty über die nordirische Situation.

"Schon bald würde Belfast die einzige Stadt der Welt sein, in der es mehr Parkplätze als Autos gab."

Kommen wir zum Ende. Das Ende macht noch mehr Lust auf den nächsten Teil und ist entsprechend passend. Die letzten 50 Seiten sind ein bisschen konträr zum Rest des Buches - sie sind überaus schnell und actionreich, davor hatte das Buch trotz des brisanten Hintergrunds eine gewisse Ruhe.

Fazit

Das alles macht das Buch zu einem rundum überaus gelungenem Lesespaß, sodass ich mich nur wiederholen kann und sage: Her mit "Die Sirenen von Belfast"!!


  


Besten Dank an Peter von Crimenoir, für den tollen Tipp.







Und noch was zum Schmunzeln:

„..Pfannkuchen, Kartoffelbrot, Sodabrot, Würstchen, Schinken, Eier, Black Pudding und
White Pudding – alles reichlich in Schmalz gebraten. Herzinfarkt-Menü XXL.“

„Ich drückte ab. Feuer spie aus dem Lauf, die Waffe summte, und der offene Bolzen sang
wie Ella Fitzgerald.“

„Sie trug einen orientalischen Bademantel und ein Handtuch um den Kopf gewickelt, auf
diese rätselhafte Weise, wie das nur Frauen können.“

"Die UVF bekannte sich zu dem Anschlag. Später behauptete die UDA, sie seien es gewesen. Noch später behauptete die UVF, es habe sich um eine Bombe der IRA gehandelt, die vorzeitig hochgegangen sei. Mir war das vollkommen egal. Diese Buchstabensuppe ging mir am Arsch vorbei."

„Ich legte auf. Jetzt hätte der Serpico-Schnurrbart gepasst. Ich hätte mich im Spiegel
im Flur betrachten, über den Schnurrbart streichen und grübeln können. So stand ich da und
grübelte, während ich mir über mein stoppliges Kinn strich.“

„Es gab eine nagelneue Detektivserie namens Magnum. Der Schnüffler hieß so. Er trug
einen beeindruckenden Schnurrbart wie Serpico.“

„Ein schwarzer Mercedes 450 SL hielt an. Das klassische Verkehrsmittel von Terroristen, Zuhältern und afrikanischen Diktatoren.“


2 Kommentare:

DieLeserin hat gesagt…

Adrian McKinty wartet auch schon so lange auf meiner Leseliste. Besonders auf den Erzählstil bin ich gespannt, weil Peter Torberg übersetzt hat und mir sprachlich schon Die Lügen der Anderen gefallen hat (ebenfalls eine Übersetzung von Torberg). Mir fehlt leider nur Lesezeit, um all die Bücher lesen zu können, die ich lesen will. Aber nach deiner Rezension muss ich die Bücher wohl weiter oben Listen.

wassollichlesen hat gesagt…

Grundsätzlich schätze ich diese (nord)irischen Schriftsteller sehr.
Das tolle an dem Buch ist, wie gesagt, der Humor. Dazu dann noch eine gehörige Prise Geschichte und ein guter Plot und fertig ist ein explosiver Cocktail. Ich bin sehr auf deine Meinung gespannt.

Ich kann es kaum erwarten, im Sommer wieder in Irland zu wandern :-)