Samstag, 28. Juni 2014

Der Vollstrecker  

""Eine grausame Ironie, nicht wahr, dass das einzig Sichere im Leben der Tod ist?""

Verlag: Ullstein - 488 Seiten - ISBN: 3548281109 - Veröffentlichung: 15. Juli 2011 - Originaltitel: The Executioner - 2. Teil der "Hunter-Garcia"-Reihe

Klappentext

Er ist der Meister des Todes. Ein eiskalter Mörder. Er spielt mit dir. Mit deinen Ängsten. Und er wird dich kriegen.
Nur ein Mann kann ihn aufhalten: Detective Robert Hunter. Möge die Jagd beginnen...

Meine Meinung

Im schockierendem Vorgänger "Der Kruzifix-Killer" hat Chris Carter schon unter Beweis gestellt, wie "kreativ" er ist. Besonders im Bezug auf Morde und deren Darstellung. Ja, ihr seht richtig: kreativ steht in Anführungszeichen.
Kann man bei unfassbar brutalen Morden von Kreativität sprechen?? Mich stört das zwar nicht, aber den ein oder anderen könnte das vielleicht abschrecken.
Auch diesmal sterben die Opfer also wieder auf (un)erdenkliche, verschiedenste Art und Weise. Und vermutlich auch auf die grausamste, nämlich angelehnt an die jeweilige größte Angst. Ihr habt Angst vor Feuer? Tja, dann werdet ihr verbrannt. Aber nicht einfach so mit ein bisschen Spiritus übergossen und Feuerzeug dran. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern. Warum ich mir grade das Beispiel "Feuer" aussuche? Es gibt im Buch tatsächlich einen Fall.. widerlich. Wirklich unfassbar. Die Tatsache, dass Chris Carter (während des "Kruzifix-Killers" war mir das unbekannt) forensische Psychologie studiert und einige Jahre in einem psychologischen Beraterteam gearbeitet hat, schafft beim Lesen nur bedingt ein besseres Gefühl. Wer weiß, woher er seine Ideen nimmt bzw. was er schon alles gesehen hat in seinem Leben. Ich habe in einem Interview gelesen, dass er, genau wie Detective Hunter, unter Schlafstörungen leidet.. das sagt glaube ich genug darüber aus.
Jedenfalls fällt dieses spezifische Hintergrundwissen bei Hunters Analysen und beim Profiling mehr auf, als noch bei Teil 1.
Das Buch bietet aber selbstverständlich mehr als nur brutale Morde. Zum Beispiel eine Ungewissheit bis kurz vor Schluss. Bis gefühlte 10 Seiten vor Schluss ist noch alles möglich und das Ende völlig offen. Das ist super. In den meisten Büchern weiß man schon, gewollt oder nicht, lange vor dem eigentlichen "Showdown", wer der Täter ist. Und in den meisten Fällen hoffe ich, dass noch etwas völlig Unerwartetes passiert, was alles noch einmal durcheinander wirft. Das passiert hier zwar auch nur bedingt, aber die Tatsache, das alles offen gehalten wird, ist ja schon mal was.
Alles ist möglich!
Versteht mich bitte nicht falsch, ich finde es auch oftmals gut, wenn ich beim Lesen die letzten 150 Seiten mitfiebere und die Jagd auf den Täter verfolge und gleichzeitig auch die "Jagd" des Täters. Aber ein Fall wie dieser ist mir, spontan, noch nicht vor die Augen gekommen.
Chris Carter spielt mit dem Leser und legt verschiedene Fährten. Und diesmal bin ich, zugegebenermaßen, darauf reingefallen. Im Nachhinein frage ich mich zwar, wie das passieren konnte, aber egal. Chapeau Chris, 1:1.
Die üblichen Klischees werden, wie auch in Teil 1, munter weiter bedient. Aber das muss hier so sein. Das macht Spaß.
Ihr müsst den Vorgänger (Teil 1 der Reihe) nicht zwangsläufig gelesen haben, aber lesen solltet ihr ihn trotzdem. Das gibt euch ein gewisses Hintergrundwissen zu den Hauptfiguren, das sich in Teil 2 ein bisschen ausbaut und in den nächsten Teilen sicherlich nicht schaden kann.
Kommen wir mal zum Täter, dem brutalen Mörder und dessen Motiv. Grundsätzlich machen die Motive immer selten Sinn, weil ihm irgendein Zwang oder weiß der Kuckuck was zugrunde liegt. Hier ist das Motiv irgendwie nachvollziehbar. Irgendwie. Jaaa, Selbstjustiz und Morden kann ich natürlich nicht gutheißen und schon gar nicht auf diese befriedigende Folter-Qualen-"Saw"-Weise. Ich möchte jetzt auch nicht spoilern. Aber nachvollziehbar ist es ein bisschen.

Fazit

Bei Büchern wie diesem bzw. bei der Hunter-Garcia-Reihe und einschließlich diesen Teil, könnte vielleicht mal über etwas wie FSK für Bücher nachgedacht werden. Aber nach dem "Kruzifix-Killer" sollte man als Leser eigentlich wissen, worauf man sich bei Hunter und Garcia einlässt. Wobei es hier noch eine Schippe brutaler zugeht. 
Das Buch ist nicht ganz so gut wie der Vorgänger, liefert dennoch überdurchschnittliche, harte, kurzweilige Unterhaltung.
Für mich gibt es eigentlich nur zwei Gründe, weshalb das Buch "nur" 4 Eselsohren bekommt: zum Einen, passt mir diese übersinnliche Zeugin nicht in solch ein Buch. Das finde ich zu abgedreht und, ja, schlicht und ergreifend unpassend. Zum Anderen hat mich das Gesamtpaket nicht vollends überzeugt.
Ich werde auf jeden Fall zusehen, die Folgeteile schnellstmöglich zu lesen :-)


Besten Dank an ullstein.

     


Wem "Der Vollstrecker" gefällt, der mag auch "Der Kruzifix-Killer", "Der Federmann", "Du sollst nicht lieben" "Blutige Stille" "Der Vogelmann" und "Die Behandlung"

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