Donnerstag, 14. August 2014

Es bringen  

"Es ist ganz einfach. Du brauchst einen Plan. Wenn du keinen Plan hast, geht alles den Bach runter. Das hab ich gelernt. Und wenn ich mal was gelernt habe, verlern ich es auch nicht wieder, ich bin ja nicht blöd."

Verlag: Kiepenheuer & Witsch - 250 Seiten - ISBN: 9783462046922 - Veröffentlichung: 14. August 2014

Klappentext

Die rasante Geschichte von einem, der hart werden, aber zart bleiben will: Luis ist sechzehn, lebt mit seiner jungen Mutter im fünfzehnten Stock des Siedlungshochhauses und hat einen klaren Plan für sein Leben. Damit ist er bisher gut durchgekommen, denn er ist ein Bringer, aber in diesem Sommer gerät seine Welt aus den Fugen. 
Schonungslos und erschütternd, leichtfüßig und heiter erzählt Verena Güntner von der Haltlosigkeit des Erwachsenwerdens und von der größten Kunst überhaupt: dem Besiegen der eigenen Ängste.

Meine Meinung

In kleinen Episoden und alltäglichen Situationen lernen wir Luis und dessen Vergangenheit kennen, was er den ganzen Tag so treibt (Achtung: Wortwitz) und erfahren besonders viel von seinem Umfeld. Hierzu zählen sein bester Freund, den er anhimmelt wie einen Vater, seinen eigentlich besten Freund und besonders seine Mutter. Zu seiner Mutter hegt er eine vertraute, aber irgendwie ödipuskomplexartige Beziehung. Ma ist eine Art Gottheit. Aber vielleicht ist das Motiv der Verehrung auch nur der Reiz. Die verbotene Frucht. Das genaue Gegenteil zu den Mädels, mit denen er aufgrund der FW verkehrt (Achtung: Wortwitz..). 

Alles läuft hervorragend für Luis, ganz nach Plan. Er befindet sich auf dem Höhepunkt (Achtung: ihr wisst schon..) seines Schaffens. Er ist DER Bringer. Bis, scheinbar von einem Tag auf den anderen, alles aus dem Ruder läuft und Luis sich im totalen Chaos wiederfindet. Als wenn jemand den falschen Stein aus einem Jengaturm gezogen hätte. Alles liegt in Trümmern. Und Luis ist, altersgemäß, völlig überfordert. 
Verena Güntner erzählt gekonnt vom Erwachsenwerden eines sechszehnjährigen Lebemanns, dem dazugehörigen Spaß und vor allem dem dazugehörigen Kummer und der Hilflosigkeit. Luis ist, erschütternderweise, ein Produkt seiner Umgebung. Wie fast alle Teenager..
Das Buch erinnert mich durchweg an "Der Fänger im Roggen" - also vielleicht den Jugendbuchklassiker des vergangenen Jahrhunderts. Komplett. Ohne dabei aber wie eine Kopie wirken zu wollen. Luis ist quasi der Holden Caulfield 2K14.
Die Sprache ist schonungslos offen. Das, liebe Eltern, solltet ihr beim Kauf beachten ;-) Ist es vulgär? Hmmm.. was heißt heutzutage denn noch vulgär? Sie schreibt, wie auf der Straße gesprochen wird. Besonders aus der Sichtweise eines sechzehnjährigen Jungen. Das einzige was fehlt ist "Alta" nach jedem Satz ;-) Damit komme ich zu einer Frage, die mir beim Lesen immer wieder in den Sinn kam: Wie schafft es Verena Güntner sich in einen männlichen Teenager so hineinzuversetzen und sein Umfeld auf diese Art und Weise auszudrücken??

Fazit

Verena Güntner liefert ein äußerst unterhaltsames Debüt, das mich laut auflachen lässt und auch... traurig macht ist nicht passend.. erschüttert.
Bemerkenswert, als hätte ein Mann "Feuchtgebiete" geschrieben.



Wem "Es bringen" gefällt, der mag auch "Der Fänger im Roggen".

Wer ist eigentlich diese Verena Güntner ohne "H"?? Hier steht es :-)





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